Höchst selten ergeben sich für experimentelle künstlerische Arbeiten Gelegenheiten, sich im privaten Wohnumfeld zu bewähren. Dementgegen wird in einer Art „Heimaturlaub“ den hier gezeigten Arbeiten für einen begrenzten Zeitraum eine großzügige und charmante Altbauwohnung zur Verfügung gestellt. Die Einrichtung und Raumgestaltung passt sich dabei ganz den Werken an – nicht das Bild wird passend zum Sofa ausgesucht, sondern umgekehrt das Sofa zur Videoarbeit.
Die so gestaltete Wohnung ist zugleich Display für die künstlerischen Arbeiten als auch ein eigenständiges, im Rahmen dieser Ausstellung entstehendes Werk. Dem Ausstellungsraum werden nun jene Qualitäten zuteil, die man gemeinhin mit einem Zuhause in Verbindung bringt: Sicherheit, Geborgenheit, Zurückgezogenheit, Einkehr, Abwendung von einem Außen. Doch immer auch kann in diesen „vier Wänden“ das genaue Gegenteil von Gemütlichkeit seinen Platz finden: Die ausgewählten und für die Ausstellung produzierten Arbeiten beziehen sich auf Momente der Unsicherheit und Unbehaustheit, des Aufbruchs und Abenteuers. Aus dieser „Widersprüchlichkeit der Signale“ entsteht eine angenehm beunruhigende Ambivalenz, die manchem ein Zuhause-Sein erst erträglich macht.
