decomposed konzum, 2023
Foto: Ingrid Schreyer
18-19 Uhr
Die Naturschutzrevolution. Radikale Ideen zur Überwindung des Anthropozäns
hosted by Ingrid Schreyer
Gemeinsam lesend und kommentierend unternehmen wir einen kursorischen Streifzug durch das von Bram Büscher und Robert Fletcher ausgeführte Konzept des konvivialen Naturschutzes, der auf der Grundlage einer radikalen Kapitalismuskritik für eine gleichberechtigte Koexistenz von Mensch und Natur eintritt.
“In seinem Kern ist unsere Konzeptualisierung der Konvivialität notwendigerweise post-kapitalistisch und nicht-dualistisch. Was den Dualismus betrifft, so soll unser Verständnis von Konvivialität auf seinen etymologischen Wurzeln con (mit) und vivere (leben) oder mit-leben aufbauen. Damit steht es im Einklang mit unserem zweiten theoretischen Prinzip, das grundsätzlich einen Naturschutz vorsieht, der Mensch und Natur nicht trennt - im Gegensatz zu dem, was der Kernbereich des Naturschutzes seit langem mithilfe von Reservisten tut -, sondern diese falsche Dichotomie ablehnt. Er konzentriert sich auf einen Naturschutz, der es dem Menschen … ermöglicht, mit der Biodiversität wirklich in Einklang zu leben.”
(Büscher/Fletcher: Die Naturschutzrevolution, 164)
19-20:30 Uhr
“Nicht warten: tägliche Bestandsaufnahme”
Im Gespräch mit Ingrid Schreyer & Stefano Mori über künstlerische Beiträge zu einer nachhaltigeren Zukunft
moderiert von Jan Leitner & Anna-Maria Stadler
Ausgehend von Gilles Cléments Thesen im “Manifest der Dritten Landschaft” wollen wir über das Spannungsverhältnis von Gestalten und Nicht-Gestalten, von Produktivität- und Unproduktivität, von Eingreifen und Nicht-Eingreifen nachdenken. Welche Möglichkeiten liegen in Arealen, die der Mensch nicht beherrscht, die funktionslos und überflüssig erscheinen, dabei aber oftmals Refugien darstellen? Welche Parallelen bestehen zwischen dem Abriss der gebauten Umwelt und der Zerstörung des Planeten? Welche künstlerischen Wegbeschreibungen gibt es in eine nachhaltigere Zukunft? Im westlich-kapitalistischen Narrativ fungiert der Mensch, legitimiert durch die Genesis, als Verfügender über andere Lebensformen. Die Natur stellt sich als Ressourcenlager dar, welches der Mensch nach seinen Bedürfnissen nützt und formt. Aus diesem Umgang entsteht – wie immer deutlicher wird – eine Vielzahl an Problematiken. Auf welche anderen Arten die Relation Mensch-Natur gedacht werden kann, wollen wir entlang von Cléments Thesen diskutieren, indem wir den westlichen Blick auf Gestaltung, Planung und Produktion befragen.
Ingrid Schreyer ist bildende Künstlerin und Lehrende. Sie studierte Lehramt für Bildnerische Erziehung und Philosophie, Psychologie, Pädagogik und ist seit 1999 an der Universität Mozarteum im Fachbereich Malerei tätig. In ihrer künstlerischen Praxis ebenso wie in der Lehre engagiert sie sich dafür, die verletzliche Schönheit sensibler Ökosysteme im Detail sichtbar zu machen. Stetig verfolgt sie ihre Recherche im Außenraum, in Grün- und Randzonen, an Wegrändern, in Wäldern und Bergwelten, auf Viehweiden und Feldern, in ökologischen Nischen etc.
Stefano Mori studierte am Politecnico di Milano und arbeitete anschließend sieben Jahre mit dem Studio Anna Heringer und Lehm Ton Erde - Martin Rauch zusammen, zwei auf nachhaltige Architektur spezialisierte Büros. Er war für die Planung und Umsetzung von Projekten in Afrika, Bangladesch, Indien, China, Deutschland, Österreich und Italien verantwortlich. Er setzt auf den Einsatz von Lehm und anderen lokalen, natürlichen Materialien und arbeitet als selbständiger Architekt. Zudem ist er an der Universität Mozarteum und der Liechtenstein School of Architecture tätig.
decomposed konzum, 2023
Foto: Ingrid Schreyer
decomposed konzum, 2023
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