Vortrag

Claus Richter

When dreams come true

Fiktionsbasierte Realitätskonstruktion

24. 07. 2003, 19.00 Uhr

mutual fields special
Langer Galerienabend

Ein Vortrag über die Weltkonstruktionen von Fans.
Manche Fans bauen Gegenstände, Kostüme, Waffen und teilweise sogar ganze Raumschiffe aus Science Fiction Filmen wie zB Star Wars nach, um für sich und andere die fiktive Welt des Films von der Leinwand in die sie umgebende konsensuelle Realität zu transportieren. Wie baut man aber eine weiße Stormtrooper-Plastikuniform? Wie baut man ein Raumschiff? Muss ein nachgebautes Laserschwert leuchten oder reicht es, wenn es gut und schwer in der Hand liegt?

Einige Fans drehen eigene Filme, schreiben Lyrik, Romane und Drehbücher, vernetzen sich und etablieren ein eigenes Subsystem, in dem sie die Realwerdung ihrer inneren Welt mit Gleichgesinnten weiterentwickeln können. Der Vortrag zeigt an Beispielen von Star Wars Fans, wie diese Verschiebung von Fiktion und Realität stattfindet. Männer in weißen Plastikuniformen und Frauen in Roboterkostümen werden nicht als realitätsferne Freaks verspottet, sondern als Menschen gezeigt, die eine eigene, auf Science-Fiction basierte Welt etablieren und leben, und dabei sogar manchmal ganz handfest gute Taten tun.

Im Anschluss gibt es den Kurzfilm "2003" (18 Minuten, Farbe, DV) von Claus Richter zu sehen.
"2003" verortet jugendliche Sinnsuche und romantische Naturschwärmerei in einer Science-Fiction-Welt, die sich aus nachgebauten Details des SciFi-Klassikers "Blade Runner" und realen Aufnahmen von Frankfurt und Lourdes zusammenfügt.
Danach besteht die Möglichkeit mit anwesenden Künstler_innen über die Ausstellung mutual fields zu sprechen.

Im Rahmen der Vortrags- und Diskussionsreihe "Neue Technologien, Kunst und ihre Terrains":

Wieweit Kunst und Medientechniken sich in einer gleichrangigen Wechselwirkung befinden oder die Welt der Geräte und Programme als ein eigendynamisches und somit übermächtiges Gegenüber empfunden wird, zeigt sich in den differenten Bezeichnungen, wie "Medienkunst", "Kunst mit neuen Medientechnologien" oder "Kunst der Medien". Während es jedoch so scheint, als würde sich entgegen den boomenden Medienkunstereignissen die theoretische Auseinandersetzung verlangsamen, haben in jüngster Vergangenheit viele Projekte gezeigt, dass gerade die Überlagerungen verschiedenster Diskurse wichtigstes Kennzeichen einer Medienkunst und -kultur sind, ebenso utilitaristische Ansprüche, die von Seiten der Kunst nur selten erfüllt werden.

Ist mit Medienkunst eine neue Kunstgattung gemeint oder ein kulturelles Feld mit eigenen Konventionen und Regelsystemen, in das zeitgenössische künstlerische Praktiken lediglich involviert sind? In dieser Vortrags- und Diskussionsreihe sollen die "Zonen" zwischen den Terrains, den Entstehungs- und Aufführungsorten, den Settings und dem künstlerischen Ereignis ebenso wie ihre Überschneidungen, Überlagerungen und gegenseitigen Beeinflussungen thematisiert werden.
[Hildegard Fraueneder]