Ausstellung

displaying fashion, displaying art

[Agonale] Begegnungen von Mode und Kunst

06. 05. - 25. 06. 2016

„Mode ist das permanente Eingeständnis der Kunst, daß sie nicht ist, was sie zu sein vorgibt und was sie ihrer Idee nach sein muß. [...] Von der Kunst läßt sie nicht derart säuberlich sich abheben, wie es der bürgerlichen Kunstreligion genehm wäre.“ (Theodor W. Adorno)

Wie die Mode für die Kunst eine an- und aufregende Praxis darstellt, scheint auch die Kunst eine unendliche Inspirationsquelle und Anregung für die Mode zu sein.
Doch trotz vieler Schnittfelder und Transfers, trotz einiger wagemutiger Vermischungen arbeiten und wirken sie im Allgemeinen in differenten Produktions- und Distributionsfeldern. Konnte in der Vergangenheit noch der Kunst eher ein kritisches Potential zugeschrieben und im Gegenzug der Mode ein lediglich pragmatisch-ästhetisches Handeln attestiert werden, so scheinen heute diese polarisierenden Zuschreibungen obsolet. In Ausstellungen der letzten Jahre wurde gezeigt, wie die Grenzen zwischen den Feldern entweder spielerisch negiert oder strategisch überschritten werden: durch Kollaborationen, mittels einer Angleichung von Präsentationsformen und weiters einer Betonung ihres jeweiligen Bildstatus in den digitalen Vertriebskanälen.

Grenzüberschreitungen führen jedoch nicht zu einer Auflösung dieser, da mit einem Verschieben auch ein Affirmieren jeder Grenze einhergeht und weiters bei jeder Überschreitung, wie Foucault schreibt, Grenzen sich auch wieder schließen. Doch jede Arbeit an und mit der Grenze ermöglicht auch Formen, die es ohne eine solche nicht gäbe, und sie bewirkt auch die Reflexion ihrer Konstruiertheit und somit der Bedingungen der jeweiligen Systeme. Sowohl Mode als auch Kunst entspringen zwar weitgehend einem ästhetischen Handeln, sind aber in unterschiedliche Verhandlungskontexte eingebunden. So definiert sich Mode nach Gertrud Lehnert erst über ein körperliches Handeln, über ein Benutzen der Designstücke, aber auch, und das macht sie wiederum mit der Kunst vergleichbar, über Bedeutung gebende Zuschreibungen.

Das Ausstellungsprojekt präsentiert Praktiken aus beiden Feldern und thematisiert die Begegnungszonen unter dem Aspekt des Agonalen, mithin in einem Modus, der die Anders- und Eigenheiten weder einzuebnen erlaubt noch – im Unterschied zum Antagonismus – die Anders- und Eigenheiten als unumstößlich behauptet. So soll mit der Präsentationsform versucht werden, sowohl die Affinitäten sichtbar und nachvollziehbar zu halten, als auch den Verschiedenheiten Raum zu geben.

Mit dem Titelbegriff „displaying“ ist die „Architektur des Zeigens“ als Akt der bewussten Herstellung des „Wie“ angedeutet, mit der folglich auch die Art und Weise des Betrachtens geformt wird. „displaying fashion, displaying art“ verweist auf die unterschiedlichen Aufführungs- und Vorführungspraktiken und somit auf die Display-Konventionen von Kunst und Mode. Aber indem in dieser Anordnung im gemeinsam geteilten Raum das Netz auch zwischen den heterogenen Ensembles geknüpft werden kann, öffnen sich die ausgestellten Arbeiten den Differenzen wie auch den Beziehungen, mithin auch auf jenes nicht säuberlich zu Trennende und doch immer wieder unterscheidbar Haltende. [Hildegard Fraueneder]