Alice war verwirrt. "In UNSEREM Land", bemerkte sie, "gibt es nie mehr als EINEN Tag zur selben Zeit." (Lewis Caroll, Durch den Spiegel und was Alice dort fand)
SCENES – DIE KUNST UND IHR PUBLIKUM
Ausstellungseröffnungen sind gesellschaftliche Ereignisse, bei denen die ausgestellte Kunst nicht der alleinige Anlass zur Teilnahme ist. Wer also kommt mit wem mit welcher Absicht zusammen? Nicht wenige Besucher*innen teilen den Vorsatz sich die Ausstellung an einem anderen Tag in Ruhe anzusehen. Vernissagen entziehen der Wahrnehmung von Kunst die Exklusivität und erlauben nur selten eine intime und ungestörte Betrachtungsweise. Dagegen schaffen Vernissagen soziale Situationen, in denen das Publikum nicht nur Teil der Aufführung ist, sondern Einzelne auch Anlass zum Kommen Anderer sind. Wie aber kann der Kunst der Vortritt gegeben werden, wie kann sie einem Publikum begegnen, wie sich auf die Anwesenheit Vieler einlassen und durchgehend die Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Die eingeladenen Künstler*innen gestalten jeweils eine Ausstellung, die nur am Eröffnungsabend zu sehen und erlebbar ist.
Hildegard Fraueneder, Kuratorin der Veranstaltungsreihe