Wenn Erinnerungsbilder vor dem inneren Auge auftauchen, neigen sie dazu, undeutliche Formen auszubilden. Je länger eine Erinnerung zurückliegt, desto flüchtiger werden die Bilder und umso lückenhafter deren Ursprünge, in denen reale Ereignisse mit Erzählungen anderer Menschen, Träume oder eigene Wunschvorstellungen ineinander verschmelzen.
Selbst wenn man etwas gerade erst gesehen hat, fällt es schwer, jedes Detail eines Ereignisses oder Objekts festzuhalten. Dennoch basiert unsere Selbstwahrnehmung und die Beurteilung der Außenwelt auf diesen schemenhaften Bildern, nach denen wir handeln und unsere Zukunft gestalten. Erinnerung bedeutet Identität. Der Verlust der Erinnerung auch den Verlust des Selbst.
Erinnerungslücken öffnen Projektionsflächen für Assoziationen und innere Wünsche. Sie setzen kreative Prozesse in Gang, aus dem Bedürfnis, diese Leerstellen zu füllen.
Der Erinnerungsspeicher, aus dem wir schöpfen und der heutzutage auf externe, oft auch öffentliche Speichermedien ausgelagert wird, ist kostbar und beinhaltet eine Art Beweismaterial für unsere Existenz.