Eröffnung: Mittwoch, 17. 05. 2006, 19 Uhr
Einführung: Hildegard Fraueneder
In Anthologien und Abhandlungen über die Minimal Art ist folgendes Zitat von Frank Stella angeführt: "Vielleicht ist das die Eigenheit des Einfachen. Wenn Mickey Mantle den Baseball aus dem Stadion hinausschlägt, sind alle erstmal fassungslos erstaunt, weil es so einfach ist. Er schlägt den Ball glatt aus dem Stadion heraus, und das reicht."
Diese Art von Schlägen, wie sie der Baseballstar der 50er Jahre des öfteren vorführte, werden 'home runs' genannt. Dieser Moment, in dem eine plötzliche und unvorhersehbare Veränderung der Ereignisse ausgelöst wird, wird in seiner positiven Wendung beim Golf 'hole-in-one' genannt, wenn der Ball mit dem ersten Abschlag das Loch trifft - beide Schläge treten gegen jede Erwartung 'unfallartig' auf.
Julien Diehn hat sich in vielen seiner komplexen Installationen mit Unfällen aller Art auseinandergesetzt : So lässt er in seiner Abschlussarbeit an der Universität für angewandte Kunst (Bühnen- und Filmgestaltung) mit dem Titel Der Unfall (II) (2004) einen Kubus mit 3 m Seitenlänge sich in die Aula des sich in Umbau befindlichen Uni-Gebäudes am Stubenring „schieben“ und in der Baustellensituation zu liegen kommen. Der minimalistische 'white cube' scheint eine Schneise in den Kachelboden zu graben und sich auf den Treppenaufgang zuzubewegen.
Bereits in der zwei Jahre zuvor in der VAV Gallery / Montréal realisierten Arbeit 'The Accident' ist es ein (vermeintlicher) Unfall der dem Publikum seine Beobachtung und Reaktion abverlangt: ein Lastgabelstapler trägt einen riesigen Quader und versperrt damit den Zugang zu einem Teil der Galerie, der jedoch noch von außen durch eine Fensterwand einsehbar ist; daneben erkennt man hinter einer halb offenen Tür die Beine des vermutlich verunglückten und hinter dem Quader eingesperrten Gabelstaplerfahrers.
Julien Diehns (geb. 1975) künstlerische Arbeitsweise zielt auf die Schaffung konkreter Situationen, die es zu beobachten gilt.