Ausstellung

Paul Divjak

file under > love & sex

18. 04. - 18. 05. 2002

Eröffnung: Mittwoch, 17.04.2002, 19 Uhr
Einführung: Rike Frank

Liebe und Sex gehören zu den großen Themen. In der Imagination schwer oder besser gesagt unmöglich zu beschreiben erhalten sie – erst einmal gefasst in Bilder, Töne, Gesten oder Sprache – eine Realität, welche Fiktion ist.

Paul Divjak greift diese Fiktionen zu Liebe und Sex als Teil eines kollektiven Gedächtnisses auf – zwischen Pop, Ware, Alltag und Konsum. Die Spuren von Sehnsüchten und Unmöglichkeiten, sozialen Beziehungsmustern, Interessen und Adressierungen werden nicht einer Analyse unterzogen oder als Limitierung und Unmöglichkeit in Frage gestellt.

file under > love & sex organisiert die Zitate und Materialien als mediale Figuren eines Programms, das allerdings textuellen Verschiebungen durch audiovisuelle Abstraktionen und sprachliche Konterkarierungen ausgesetzt wird. Die Dateien werden neu abgelagert, nicht im Sinne einer Hoffnung auf eine Nähe zum imaginären, nicht artikulierbaren Teil der Geschichte über Liebe und Sex – Fiktion bleibt Fiktion – aber angetrieben von einer Lust am Bild, am Ton und einem performativen Genuss, die aus den Figuren "Körper" machen.
So memoriert in don't speak eine Frau vor der Kamera Textzeilen aus Popsongs, die hooklines bilden ein assoziatives Netz, ohne direkt zu antworten oder zu fragen. Oder Leonhard Cohen wird zum Leihgeber des Titels für die Digiprints beautiful losers, eine Serie von Textinserts aus seinem 1964 veröffentlichen Buch auf schwarz-weissen, groß gepixelten erotischen Aufnahmen, in denen sich Pornographie und Poetik in einem Wechselspiel von Vorder- und Hintergrund begegnen.

Rike Frank