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Protest und Widerstand im Eigensinn der Kunst

23. 10. - 22. 11. 2008

Eröffnung: Mittwoch, 22. 10. 2008, 19 Uhr
Einführung: Hildegard Fraueneder
Lecture von Christoph Wachter / Mathias Jud: www.picidae.net – Kunst gegen Zensur

Johanna Billing, Gerald Grestenberg / honeylab, Jörg Hommer, Robert Jelinek, Klub Zwei, Ernst Logar, Anna McCarthy, Didi Neidhart, Oliver Ressler / Zanny Begg, Christoph Wachter / Mathias Jud

Kuratorin: Hildegard Fraueneder

Soll und kann Kunst die Welt verändern? Soll sie Revolten und Revolutionen anstiften und Menschen dazu bewegen, sich gegenüber den politischen, ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Verhältnissen kollektiv zur Wehr zu setzen? Kann sie Unterdrückung und Abhängigkeit bekämpfen?

Guerilla – so das Motto des diesjährigen Festivals basics – bezieht sich im allgemeinen Sprachgebrauch auf eine militärische Taktik; im aktuellen Gebrauch jedoch sind vielerlei Interventionen in allen nur denkbar möglichen Bereichen angesprochen, in denen es zumeist weniger um politischen Widerstand gegen ein Unrecht als um Durchsetzung geht.
Widerstand ist zur Tugend geworden, wie es einst der Gehorsam war, so Doron Rabinovici in seiner neuen Studie. Der diesjährige Wahlkampf führte vor, wie sich rebellische und konservative respektive rassistische Motive überlagern und andererseits ein ziviler Ungehorsam heftig umstritten bleibt. Indem sich Antriebskräfte für Protest und Revolte oft auch mit romantischen Sehnsüchten koppeln, werden Bedeutungsverschiebungen ehemals emanzipatorischer Begriffe und Formen in neoliberale Logiken immer mehr verschleiert.

In der Konzeption der Ausstellung stand die Frage, wie ein kritisches Potenzial der Kunst im Politischen wirken kann, im Vordergrund. Somit sind es in erster Linie die Schnittstellen zwischen Kunst und politischem Aktivismus, die in den ausgestellten Arbeiten wirksam sind; dabei geht es um konkrete Kollaborationen, um thematische Berührungen aber auch um künstlerische Mittel, die zum Widerstand gegen Machtstrukturen genutzt werden. 

Kunst kann als Artikulationsmittel für gesellschaftliche und politische Anliegen direkt genutzt werden, und sie kann mit ästhetisch-formalen Mitteln in ein scheinbar festes Gefüge intervenieren. Die Arbeiten der Ausstellung zeigen auf, wie scheinbar feste Grenzen verschoben, wie scheinbar fixe Verteilungen aufgeweicht werden können: Ob nun in Bezug auf die Zensurpolitiken, auf identitäre Zuteilungen mittels Reisepässen oder Domains, auf systemsichernde, aber nicht öffentlich zugängliche Räume u.a.m. 
Die beteiligten KünstlerInnen thematisieren weiters die Logiken der gesellschaftlichen Ein- und Ausschlusspraxen und verweisen in mehrfacher Hinsicht auf Möglichkeiten einer Neukonfiguration.

Hildegard Fraueneder