Lecture

Sonic Science

Infrasonore Klänge, Digital Terrorism, Rhythzomatik & Prototypen zwischen Pop und Avantgarde

04. 06. 2008, 19.00 Uhr

Von und mit Didi Neidhart (Autor/Salzburg, skug, Institut für Kunst & Technologie) und Franz Pomassl (Musiker/Wien, Akademie der Bildenden Künste Wien, Laton, Raster Noten)

FRANZ POMASSL (A/Wien)
"Rhythmatik als 'Rhythzomatik' ist eines der Grundparadigmen. Es gibt diese Raumöffnungen und –faltungen überall in den Tracks verteilt. Wo, weiß ich manchmal auch nicht. Aber sie können Sogstrudel entwickeln und warten eigentlich nur darauf durch sie hindurchzuschlüpfen." (Franz Pomassl im Gespräch mit Didi Neihart, skug Nr. 46/2001)

Der österreichischen "Psycho- & Physio-Musiker" Franz Pomassl studierte Malerei bei Arnulf Rainer an der Akademie der Bildenden Künste Wien (wo er derzeit auch das Sound-Labor / Audio-Studio leitet), New Media auf der Universität für Musik und darstellende Kunst und verbrachte einige Semester auf der Zokey Daigaku University in Tokyo. Als Künstler mit dem internationalen Ruf des "Digital Terrorist No. 1" versehen, arbeitet Pomassl seit Jahren im Grenzbereich zwischen elektronischer Avantgarde und avancierter Popmusik. Zusammen mit Alois Huber gründete er mit Laton Records das erste (und immer noch aktive) Elektronik-Label Österreichs zu dessen "Acts" von Anfang an auch Wissenschaftler (Elektroakustiker, Physiker, etc.) gehörten.

Selber beschäftigt sich Pomassl vor allem mit dem "Körper als Ohr", als "Klang- und Resonanz-Raum" und arbeitet hauptsächlich mit selbstgebauten Prototypen, alten sowjetrussischen Synthesizern (Pomassl tourt regelmässig in der ehemaligen Sowjetunion, betreibt in Wien - zusammen mit der Künstlerin Anna Ceeh den Club Rus und veröffentlicht auf Laton Records Acts aus der ehemaligen UdSSR) und digitalen Dysfunktionen mit denen er an der Schnittstelle Mensch-Maschine die Potentiale "taktiler infrasonarer Musik" erforscht. D.h., Musik die jenseits des für Menschen hörbaren Frequenz-Spektrums angesiedelt ist, die jedoch dennoch zu spüren ist (und zu der man auch mitunter tanzen kann).

"Meine Arbeitsweise besteht ja hauptsächlich darin, die Maschinen, die ich verwende selber zum klingen zu bringen. Mich interessieren Samples überhaupt nicht. Es geht um selbstgenerierte Sounds, die nur aus sich selbst heraus entstehen können. Im 20. Jahrhundert wurden Geräusche und Sounds zu Musikwerkzeugen. Das ist jetzt aber ein abgeschlossenes Kapitel. Jetzt geht es darum auch diese Geräusche und Sounds wieder rauszunehmen, sie jenseits des menschlichen Hörvermögens anzusiedeln. Dadurch verlagert sich auch die Wahrnehmung des Auditiven in die Bereiche des Taktilen."

Vor allem Live begibt er sich dabei immer wieder in auditive wie aktionistisch-performative Grenzsituationen (so werden etwa Verstärkerkabel mittels Hautkontakt zum Klingen gebracht). Nicht umsonst gehört er wegen diesen Live-Qualitäten zu den weltweit am meisten gebuchten Electronic-Live-Acts. Dazu kommen Sound-Installationen (etwa die Christian Doppler gewidmeten "Million Oscillions", die 2006 beim Kontra.com-Festival in Salzburg aufgeführt wurden).

DIDI NEIDHART (A, Salzburg)
Chefredakteur des österreichischen Journals für Musik "skug", Geschäftsführer des "Instituts für Kunst & Technologie", derzeit Lektor (zusammen mit Alois Huber) auf der FH St. Pölten ("Elektronisches Hören und elektronisches Denken"), seit Jahren diverse Vorträge und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland (Luitpold Lounge, Favorit-Bar, Rote Sonne/München, Galerie 5020, Museum der Moderne, Rupertinum/Salzburg, Komponistenforum Mittersill, steierischer herbst, Stadtwerkstatt/Linz, Shedhalle/Zürich).)