Performance

Spuken im Archiv!

Politische Konfrontationen in der VBKÖ

06. 07. 2016, 18.30 Uhr

SPUKEN IM ARCHIV! ist ein Film- und Rechercheprojekt des SKGAL, das sich kritisch mit der*n Geschichte*n und dem Archiv der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ) auseinandersetzt.

SKGAL ist eine Arbeitsgruppe der VBKÖ, die 1910 gegründet wurde und eine der ersten Organisationen in Europa war, die die Interessen von Künstlerinnen vertrat. Während die feministischen Anfänge der Vereinigung, auch aus zeitgenössischer Perspektive, eine beeindruckende und wichtige Referenz darstellen, ist/sind die Geschichte*n der Vereinigung ambivalent: 1938 hatte sie sich dazu entschlossen mit dem Nationalsozialistischen Regime zusammenzuarbeiten, und nach 1945 gab es über mehrere Jahrzehnte keinen offensichtlichen Bruch mit den alltäglichen Routinen und personellen Besetzungen der Vereinigung während der Zeit des Nationalsozialismus. Die inhaltliche Ausrichtung der Vereinigung änderte sich erst spürbar Ende der 1990er Jahre, als es im Vorstand der VBKÖ zu einem klaren Generationenwechsel kam. Mit der veränderten Ausrichtung einher wurde 2004 das Archiv der Vereinigung gegründet und die Vereinigung begann sich im zeitgenössische feministischen Kunstkontext in Wien zu involvieren.

In diesem Zusammenhang stellt SKGAL die Frage, wie in einer selbstorganisierten Künstlerinnenvereinigung Geschichte*n geschrieben werden kann/können? Wie kann eine Vereinigung, die heute zeitgenössische feministische künstlerische Agenden pflegt, eine lebendige Verbindung zwischen historischen Auseinandersetzung und heutigen queeren und feministischen Kunstproduktionen herstellen? Und wie kann sie das mit künstlerischen Mitteln tun?

Mit dem performativen Screening SPUKEN IM ARCHIV! lädt SKGAL dazu ein, den Geistern der VBKÖ zu folgen, und mit ihnen gemeinsam das Material im Archiv der Vereinigung neu zu betrachten, und es Diskussionen und Interpretationen auszusetzen.
Für dieses Projekt eignet sich SKGAL historisches Bild- und Textmaterial aus dem Archiv an, weist auf Lücken hin, ordnet Material um, und stellt ein Vielzahl von Verbindungen her. In dem Projekt spuken Geister durch Orte, Stimmen und Bilder und zeigen Strategien und die Macht der Geschichte*n auf. Gemeinsam mit den Geistern widerspricht SKGAL eindeutigen Festschreibungen der Geschichte und versuchen stattdessen die Geschichte*n im Archiv zu aktualisieren, die Blicke auf seine Materialien zu verschieben, und eine Vielzahl von Verknüpfungen herzustellen. So wird es möglich, dass die Archivarin Sabine Harik, die das Archiv der VBKÖ zusammengestellt hat, die Philosophen Jacques Derrida und Michel Foucault, das feministische Künstlerinnennetzwerk INTAKT, die Kunsthistorikerin Julie M. Johnson, die Kulturwissenschaftlerin Kate Eichhorn und die Künstlerin VALIE EXPORT zusammenkommen, um die* Geschichte*n einer alten Künstlerinnenvereinigung herauszufordern!

Das Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken (SKGAL) ist ein Arbeitsgruppe der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ), die 2012 von Nina Höchtl und Julia Wieger gegründet wurde. Mit SKGAL soll eine kritische Auseinandersetzung und Aufarbeitung der eigenen Vereinsgeschichte strukturell verankert werden. Sie arbeiten mit Lecture-Performances, Workshops, Text und Video, um die Rolle der VBKÖ während der Zeit des Austrofaschismus und Nationalsozialismus sowie ihre klassenspezifischen und kolonialen Verstrickungen zu thematisieren. www.skgal.org

Pressebild: Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken, SPUKEN IM ARCHIV!, 2016
Filmstill, Kamera: Liesa Kovacs & Nick Prokesch

Gefördert aus den Mitteln von SHIFT.