Scenes – Die Kunst und ihr Publikum

Thomas Bretl

Der Traum vom Raum

01. 02. 2014, 19.00 Uhr

„Es gibt nichts. Wenn es etwas gäbe, könnten wir es nicht erkennen. Wenn wir es erkennen könnten, könnten wir nichts darüber mitteilen.“ (vgl. Gorgias von Leontinoi ca. 400 vor Christus) Elias Canetti konfrontiert seine Leser mit der These, dass ab einem gewissen Maß an Kommunikation die Realität verloren gehe. Wir können aber den Zeitpunkt, an dem wir die Realität verlassen haben, nicht mehr feststellen. In welchem Raum halten wir uns angesichts der Thesen von Gorgias und Canetti überhaupt auf oder ist alles Trug? Thomas Bretl versucht uns im Auftrag der HERBERT PENDLER GESELLSCHAFT panästhetisch darauf hinzuführen.

SCENES – DIE KUNST UND IHR PUBLIKUM

Ausstellungseröffnungen sind gesellschaftliche Ereignisse, bei denen die ausgestellte Kunst nicht der alleinige Anlass zur Teilnahme ist. Wer also kommt mit wem mit welcher Absicht zusammen? Nicht wenige Besucher*innen teilen den Vorsatz sich die Ausstellung an einem anderen Tag in Ruhe anzusehen. Vernissagen entziehen der Wahrnehmung von Kunst die Exklusivität und erlauben nur selten eine intime und ungestörte Betrachtungsweise. Dagegen schaffen Vernissagen soziale Situationen, in denen das Publikum nicht nur Teil der Aufführung ist, sondern Einzelne auch Anlass zum Kommen Anderer sind. Wie aber kann der Kunst der Vortritt gegeben werden, wie kann sie einem Publikum begegnen, wie sich auf die Anwesenheit Vieler einlassen und durchgehend die Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Die eingeladenen Künstler*innen gestalten jeweils eine Ausstellung, die nur am Eröffnungsabend zu sehen und erlebbar ist.
Hildegard Fraueneder, Kuratorin der Veranstaltungsreihe