Ausstellung

Tracks of Documentability

Oscar Cueto, Marlene Maier, Andrea Ressi, Lisa Truttmann

11. 10. - 18. 01. 2020

In diesem Jahr richteten wir unter dem programmatischen Titel Document of Desire/ Desire of the Document (dt. Dokument des Begehrens/ Begehren des Dokuments) unser Augenmerk auf künstlerische Positionen, die sich im weitesten Sinn mit Strukturen des Dokumentarischen beschäftigten. Die Ausrichtung hatte zum Ziel nach neuen Möglichkeiten in der Umwertung dokumentarischer Verfahren zu fragen. Es ging darum nicht nur das Begehren nach ‚wirklichkeitskonstituierenden' Potenzialen des Dokumentarischen aufzudecken, sondern auch die damit zusammenhängenden Autoritäten sichtbar und kritisierbar zu machen. An diesen Themenkomplex anschließend lautete die Frage: Welche Strategien können innerhalb künstlerischer dokumentarischer Verfahren entwickelt werden, um einer jeweils eigenen ‚Wirklichkeit‘ nachzuspüren?

Die letzte Ausstellung in diesem Jahr unter dem Titel „Tracks of Documentability“ (Spuren der Dokumentierbarkeit) versammelt vier künstlerische Positionen, die ihre eigenen dokumentarischen Mittel als sozial konstruierte, epistemologische Werkzeuge einsetzen, um nicht in eine Repräsentation authentischer Wahrheit(en) des zumeist Politischen zu verfallen. Anders formuliert, stellt sich bei dokumentarischen Arbeiten stets die von Hito Steyerl formulierte Frage: Welche Politik der Wahrheit drückt sich in dokumentarischen Bildern und Tönen aus? Dem Dokumentarismus wohnt in den letzten Jahrzehnten zunehmens ein Zweifel inne, der ein Vertrauen in die ungebrochene Wiedergabe der Wirklichkeit zerrüttet hat und antritt, die eigene Situiertheit ebenso, wie die stete Verschränkung von Wiedergabe und Wahrheitskonstitution opak zu machen.

Die formalen dokumentarischen Mittel werden selbst als Funktionen des Politischen bestimmt. Der Begriff der Politik der Wahrheit stammt von Michel Foucault und bezeichnet eine gesellschaftliche Ordnung der Wahrheit, die anerkannte Techniken und Verfahren zur Produktion und Feststellung dieser Wahrheit hervorbringt und immer auch mit spezifischen Machtverhältnissen verknüpft. Macht und Wissen verschränken sich in der Organisation und Produktion von Fakten und deren Interpretation. In dieser unauflöslichen Spannung zwischen Macht und Wissen bewegt sich auch der Begriff des Dokuments. Die künstlerischen Positionen versuchen anhand dieser Spannungsverhältnisse das Subjekt, trotz seiner prekären Lage als Handelndes aufzuspüren und begeben sich auf eine Spurensuche.