Foto: Studio Fjeld
Wir gehen der Frage nach, wie aktuelle gesellschaftliche Veränderungen und Prozesse der Digitalisierung, des Klimawandels und des demografischen Wandels ein erhöhtes Obsoleszenz-Risiko für bestimmte Gebäudetypologien und Flächen, z. B. Einzelhandelsimmobilien, Bürogebäude, Automobilinfrastruktur, Kirchen und Friedhöfe, mit sich bringen. Diese Entwicklungen eröffnen, unserer Auffassung nach, wiederum einen wichtigen Handlungsspielraum für Gemeinden und Bewohner:innen, rechtzeitig tätig zu werden und obsolete Immobilien im gesamtstädtischen und im Quartiersmaßstab strategisch zu verhandeln, statt die Nachnutzung den Mechanismen des Marktes zu überlassen. So können gerade in Zeiten knapper urbaner Flächenressourcen gemeinwohlorientierte, für Klimaadaption und -migration notwendige sowie sozial und kulturell nachhaltige Nutzungen und ko-produktiv generierte Ideen abgebildet werden.
Welche Potenziale ergeben sich, wenn man obsolete Strukturen aus der Perspektive eines Stadtviertels oder einer Stadt betrachtet? Wie können hier soziale, ökologische und ökonomische Fragen mitverhandelt werden? Welche kommunikativen Strukturen, institutionellen Rahmen und Formate wären dabei hilfreich? Wie werden künstlerisch-gestalterische Praktiken in die Diskussion einbezogen?
Das Buch Typologies of the Obsolete City. Transformation Potentials and Scenarios von Anamarija Batista und Julia Siedle erscheint im Herbst 2024 im Birkhäuser Verlag.
Anamarija Batista ist eine erfahrene interdisziplinäre Forscherin und Kuratorin, die an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Wirtschaft arbeitet. Nach ihrem Wirtschaftsstudium hat sie fünf Jahre lang makroökonomische Analysen im Gesundheitsbereich durchgeführt. Im Jahr 2012 beginnt sie ihr Projekt "Künstlerin als Raumplanerin" an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seit dem setzt sie sich mit Fragen der modernen und zeitgenössischen Kunstpraxis, Architekturtheorie, Ökonomie und Bildungspraxis auseinander. Neben ihrer umfangreichen Erfahrung in der Forschung verfügt sie auch über eine gute Praxis in der kuratorischen Arbeit. Bis heute hat Batista sechs große interdisziplinäre Forschungsprojekte (gefördert von FFG, Sparkling Science, FWF, Robert Bosch Stiftung, Österreichische Akademie der Wissenschaften) erfolgreich durchgeführt und mitgestaltet. Sie ist Mitherausgeberin von Rethinking Density: Art, Culture and Urban Practices (Berlin: Sternberg Press, 2017) und Coercion and Wage Labour: Exploring Work Relations Through History and Art (London: UCL, 2023) sowie die Herausgeberin von Notions of Temporalities in Artistic Practice (Berlin und Boston: De Gruyter, 2022). Sie lehrt und forscht am Mozarteum im Department für Bildende Künste und Gestaltung.
Julia Siedle ist Architektin und Städtebauerin und seit 2022 Professorin für Wohnungsbau, Quartiers- und Bestandsentwicklung an der Hochschule Biberach. Im Mittelpunkt ihrer Forschung und Lehre stehen Suffizienzstrategien für die gebaute Umwelt in Zeiten der Klimakrise. Das betrifft räumliche ebenso wie sozialwissenschaftliche Fragen im städtebaulichen und Gebäudemaßstab, was in eine inter- und transdisziplinäre Auffassung von Planung mündet. Aus dieser Perspektive forscht sie u.a. in den Forschungsprojekten Die Obsolete Stadt (2020-2023), Flächensuffizienz-Lab (laufend) und COVID sustainable Practice Survey (2020-2022) gemeinsam mit interdisziplinären Teams sowie im Rahmen der Architekturlehre. Julia hat in Düsseldorf, Paris und New York City studiert und ist u.a. Mitglied des Forschungsnetzwerk Suffizienz, im internationalen ENOUGH network und im Ausschuss Wohnen des Rats der Stadt Köln.
*Open your Course for Climate Crisis kurz OC4CC , ist eine halbjährlich stattfindende Aktionswoche der Scientists for Future Österreich und der Students for Future Austria. In dieser Woche werden alle Lehrenden an österreichischen Hochschulen gebeten, in ihren Kursen die Thematik von Klimawandel und Nachhaltigkeit anzusprechen.
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