Ausstellung im Studio
Eröffnung des Kunst am Bau Projekts für das Bezirksgericht Salzburg: Mittwoch, 28. 11. 2001, 17:30, Platz Hellbrunnerstr./Künstlerhaus, Salzburg
Ausstellungseröffnung: Mittwoch, 28. 11. 2001, 19 Uhr
Einführung: Georg Schöllhammer
Werner Reiterers künstlerischer Umgang mit der materiellen Wirklichkeit ist geprägt von einer grundsätzlichen Verweigerung des großen oder gar erhabenen Werkes. Das Lapidare schleicht sich wie ein Virus in unerwartete Zusammenhänge ein, wo sich das Banale als mögliche Bedeutung behauptet: die absichtlich herbeigeführten Störungen von Werner Reiterer grenzen mitunter leichtfüßig an Sabotagemaßnahmen, sie durchkreuzen zumindest unser gewohnheitsmäßiges, nach Ordnung strebendes Weltvertrauen.
Werner Reiterer setzt sich häufig mit Projekten im öffentlichen Raum auseinander, nahm an Wettbewerben für die künstlerische Ausgestaltung von öffentlichen Gebäuden teil, so auch beim Salzburger Bezirksgericht. Immer sind es Zeichnungen, in denen sich seine Ideen und Vorstellungen materialisieren, wie und in welcher Weise die Nutzer öffentlicher Räume und Gebäude aufgefordert werden könnten, die sie umgebenden und vertrauten Gegenstände oder Sachverhalte anders beziehungsweise überhaupt wahrzunehmen – über minimale Formabweichungen entstehen Irritationen, die wiederum die Aufmerksamkeit auf diese herbeiführen.
Am Dach des Salzburger Bezirksgerichts befindet sich eine Fahnenstange, auf der die „österreichische Flagge“ in einem nicht von außen einsehbaren Rhythmus sich nach oben oder unten bewegt, stehen bleibt, um abermals hinauf oder hinunter zu „fahren“. Neben dem Geh- und Fahrradstreifen sind altmodische Peitschenlampenmasten installiert worden, die sich mitunter um die eigene Achse drehen, ihren Lichtkegel auch auf die benachbarte Wiese des Künstlerhauses werfen. Werner Reiterer verhandelt listenreich bildnerische und skulpturale Grundkonstanten, die unversehends dazu anhalten, unser Weltverständnis in Schieflage zu bringen, landläufige Erwartungen durchkreuzen und somit Rätsel aufwerfen, die weniger nach Lösung trachten denn zum Weiterfragen.