Ausstellung

wild thinX *exhibition

non-conformist strategies in architecture, design and art

16. 05. - 29. 08. 2025

Die Ausstellung ist Teil des internationalen Forschungsfestivals wild thinX. Sie eröffnet einen spekulativen Raum, um – vor dem Hintergrund aktueller Gewalt und politischer Exzesse – gebaute und natürliche Umwelt neu zu denken. Nonkonformität wird dabei als widerständige Praxis verstanden, als eine Haltung, die sich gegen den Zwang zur ständigen Erneuerung stellt und fluide, offene Raumstrategien fördert. Was gestern nonkonform war, ist heute schon form- oder norm-konform.

Der Reiz, sich einem anderen Denken und Gestalten zuzuwenden, liegt in den potenziellen Horizonten politischer Imagination als symbolischer Form. Wie lassen sich Räume mithilfe nonkonformer Strategien gestalten – hin zu wandelbaren, gemeinschaftlichen und resilienten Orten?

Historische Recherchen zu kulturellen Praktiken im antifaschistischen Widerstand zeigen, dass freie Lebens- und Arbeitsformen untrennbar mit einer Politik des Alltags verbunden sind. Aktuelle Videoarbeiten greifen Fragen nach dem Transotorischen, Fluiden, Non-Konformen und Gemeinschaftlichem auf – als Ausdruck urbaner Handlungen und gelebter Gestaltung, die irritiert, schützt und verwandelt.

Erotik der Macht und globale Formen der Ausgrenzung
Was verleiht autoritären Bewegungen ihre Anziehungskraft? Nicht nur Symbole wie Fahnen oder Uniformen. Viel zentraler ist die Lizenz zur Gewalt: das Gefühl, im Namen einer höheren Ordnung handeln zu dürfen. Diese Form der Ermächtigung wirkt besonders stark entlang rassistischer und sexualisierter Linien – sie ist eine dunkle, verdrehte Freiheit.

Historisch zeigt sich das im Nationalsozialismus. Die Historikerin Dagmar Herzog beschreibt in ihrem Buch Sex nach dem Faschismus (2007), wie sich das Bild des NS-Regimes nach 1945 veränderte. In den 1950er-Jahren gelten Nazis als sexuell abartig, in den 1960er-Jahren als streng prüde. Tatsächlich ist das Regime beides: heteronormativ und rassistisch, jedoch mitunter auch überraschend locker im Umgang mit bürgerlichen Moralvorstellungen. Macht und Sexualität stehen in einem komplexen Verhältnis.

Während diese Muster noch historisch aufgearbeitet werden, kehren sie längst in neuer Form zurück. Die Rede von „Gender-Ideologie“ und die Ablehnung von Transpersonen verbreiten sich rasant – auch in völlig unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten. Was früher der „Volkskörper“ war, ist heute der „bedrohte Körper“ in der Debatte um Geschlecht und Identität. So werden gesellschaftliche Ängste auf individuelle Körper projiziert, erneut wird das Persönliche politisch vereinnahmt:

„Es ist zu ihrer Form geworden, mit der sie den Körper als Projektionsfläche für eine internationalisierte Vision von Krise und Wiederherstellung nutzen – und ich denke, das ist etwas, worauf man reagieren sollte“, schreibt 2024 der italienische Philosoph Alberto Toscano.

Eine Ausstellung mit Beiträgen von:
Maria Thereza Alves, Andrea Bowers, Nicolas Cilins, Mwangi Hutter, Gordon Matta-Clark, Hiroharu Mori, Prenninger Kreis (Herbert Eichholzer, Axl Leskoschek, Anna-Lülja Praun), Draper Shreeve, Rebecco Ann Tess.