Ausstellung

Elisabeth Schmirl

How Do I Look At The World

Studien

16. 06. - 16. 07. 2011

Eröffnung: Mittwoch, 15.06.2011, 19 Uhr
Einführung: Gabi Wagner

Die Einzelausstellung in der Galerie 5020 trägt den mehrdeutigen Titel "How do I Look at the World". Einerseits sind Anklänge an die zahllosen "How do I ..." Frage- und Antwort-videos im Internet beabsichtigt, aber auch die Phrase How do I look?, die sowohl bedeuten kann - Wie sehe ich aus? - als auch - Wie schaue/ betrachte ich richtig? Die Grundthemen, die für Elisabeth Schmirl von Interesse sind, werden damit angesprochen. Die Künstlerin thematisiert in ihren Arbeiten Fragen nach dem eigenen Blick, Strategien der (Selbst-)Betrachtung und der Aneignung von Welt in digitalen Foren, aber vor allem deren Ergebnisse: Die Studien ihrer visuellen Navigation durch diese Bildwelten.

Elisabeth Schmirl zeigt in ihrer Ausstellung Malerei und Grafiken, die auf gleichen Grundlagen beruhen:

"Sie verwendet Material aus dem Internet, wobei sie besonders Bilder interessieren, die Menschen ins Netz stellen, um sich in einem bestimmten Habitus darzustellen. In diesen Arbeiten, die in lockerer Folge seit 2007 entstehen, sind maskierte Menschen im Fokus. In den Arbeiten gruppiert die in Salzburg lebende Künstlerin die Maskierten mit unverblendeten Menschen und baut diese Kleingruppen in verschiedene Kulissen ein. So entstehen Szenen mit narrativem Inhalt. Bei den Papierarbeiten bilden historische Fotografien die "Bühne". Hier sind ebenfalls Fotos von - im weitesten Sinn - Maskenträger_innen eingepflanzt. Die Zusammenstellungen aus verschiedenen Welten überbrücken Zeit und Raum." (Anton Lederer)

"Wenn es um die Sicht auf das eigene Ich geht, spricht man in der Kunstgeschichte meist von Selbstportraits und meint damit ein Bild, das der Künstler, die Künstlerin als Bild der eigenen Person angefertigt hat. Dass damit oft Selbstzweifel und eigene Unsicherheiten verbunden sind, wie auch Eitelkeiten oder explizite Selbstdarstellung, ist unvermeidbar und je nach Situation der Selbstschau entsprechend abzulesen. […] Neu und damit viel aktueller sind "imaginäre" Selbstbilder, die nicht das Gesicht des ausführenden Künstlers, der unmittelbar tätigen Künstlerin, wiedergeben, sondern die sich mit dem Bild eines Gegenüber, das im übertragenen Sinn ein Selbstbildnis gewesen sein könnte, befassen; dieses wird in eine Sphäre jenseits des Abbildes übergeführt und damit als eine überindividuelle, allgemeinere und gültigere Person charakterisiert, die von einer bestimmten Porträtsituation ihren Ausgang genommen hat und doch ganz woanders hinführt: Elisabeth Schmirl ist eben so eine Künstlerin, die Bekannte, Freundinnen, Paare, Passanten vorführt und dennoch weit über ein "normales" Portrait hinausgeht. "Alle Augen auf mir", "Jeder Sinn auf mich gerichtet" – könnten ihre Porträtfiguren sagen, und dabei sind sie seltsam fremd, irgendwie entrückt, vage im Zurückweichen und doch dramatisch in der Ausleuchtung. Die Künstlerin entwickelt ihre weiblichen Bildnisse, indem sich Vieles zu einem einzigen dichten Bildganzen amalgamiert. Bei den Vorlagen für ihre Bilder handelt es sich um "gestohlene" Fotografien, die für jeden medial sichtbar und zugänglich gemacht worden sind. Der Fokus bei der Suche liegt vorwiegend auf Ich-Portraits, hauptsächlich von jungen Frauen, die Schmirl in Malerei umsetzt. Diese Mädchen haben die erste Phase der Selbst-Zeichnung hinter sich: in virtuellen Tagebüchern, in Weblogs, haben sie sich in Bilder verwandelt, hat sich der Blick auf das eigene Selbst in ein Anders-Bild gewendet. [...] Die Arbeiten haben dabei in ihrer malerischen Umsetzung die sinnliche, atmende Durchlässigkeit einer körperlichen Membran, die Frauen wirken in ihrer zarten Lebendigkeit – während des Betrachters Augen auf sie gerichtet sind – wie hinter einem Schleier im kalten elektronischen Licht abwartend, ruhig, lächelnd, selbstbewusst und gleichzeitig auf seltsame Weise unsicher." (Christina Penetsdorfer und Margit Zuckriegl)

Elisabeth Schmirl (*1980) lebt und arbeitet als Freischaffende Künstlerin und Kulturarbeiterin in Salzburg. Sie hat an der Kunstuniversität Mozarteum in der Klasse Grafik und später Malerei studiert. Sie studierte auch Philosophie und Russisch, Universität Salzburg. Seit 2006 initiiert und realisiert sie als Mitglied von periscope, einer von KünstlerInnen gegründeten Kulturinitiative, Projekte.